Projets pilotes

Lichtsignalanlage sieht gern grün

23 mai 2022 | Thomas Karrer, Stadt Luzern Tiefbauamt

Die Stadt Luzern hat als Pilotversuch eine neuartige Methode zur Steuerung von Lichtsignalanlagen getestet. Die Wirkung der Selbst-Steuerung überzeugt, und die Stadt prüft weitere Anwendungsorte.

Légende de l’image: Tribschenstrasse, Luzern (Tiefbauamt Stadt Luzern)

Die in der Schweiz etablierten Steuerverfahren für Lichtsignalanlagen (LSA) sind an einen vordefinierten Phasenablauf gekoppelt. Sie können Grünzeiten bis zu einem gewissen Grad verlängern oder tauschen. Busse und Notfallfahrzeuge werden priorisiert. Bei einem dichten Fahrplan kann die Bevorzugung der Busse aber zu langen Wartezeiten für die querenden Verkehrsachsen und für Fussgängerinnen und Fussgänger führen.

Die Lumisera AG hat ein neuartiges Steuerungsverfahren entwickelt und einen Einsatzort für einen Pilotversuch in der Schweiz gesucht. Die Stadt Luzern hat die Gelegenheit ergriffen, zusammen mit Lumisera AG und dem Steuergerätehersteller Bergauer AG einen Pilotversuch als Praxistest zu realisieren.

Funktionsweise der Selbst-Steuerung

Wie auch andere moderne Steuerverfahren erfasst die Selbst-Steuerung (SST) den Verkehr mit Detektoren. Sie versucht die Grünzeiten so zu vergeben, dass der Verkehr mit möglichst wenig Wartezeiten und Stopps fliessen kann. Die SST beruht nicht auf einer Vor-Einteilung der Signalgruppen, sondern berechnet sekündlich neu, welcher Verkehrsstrom wann und wie lange Grün erhalten soll. Damit kann die SST flexibel und schnell auf Verkehrssituationen reagieren. Der Verkehrsablauf ist somit stets bedarfsgerecht und für die aktuelle Nachfragesituation optimiert.

Testgebiet

Als Testgebiet wurde die Tribschenstrasse mit zwei Verkehrsknoten gewählt. Hier verkehren täglich neben 18'000 Fahrzeugen rund 700 Busse der Verkehrsbetriebe Luzern AG (vbl).

Testgebiet Tribschenstrasse, Luzern
Testgebiet Tribschenstrasse, Luzern

Resultate

Da bislang in der Schweiz noch keine SST in Betrieb ist, hat das Institut für Verkehrsplanung und Transportsysteme (IVT) der ETH Zürich eine vertiefte, wissenschaftliche Analyse erstellt.

Für alle Verkehrsarten konnte an beiden Knoten die durchschnittliche Wartezeit merklich verkürzt werden. Auch die Häufigkeit von langen Wartezeiten konnten stark reduziert werden. In den Nebenverkehrszeiten sind die Gewinne besonders hoch.

Häufigkeitsverteilung der Wartezeiten für den Fussverkehr (Quelle: Bericht Wirkungsanalyse Selbst-Steuerung, ETH Zürich)
Häufigkeitsverteilung der Wartezeiten für den Fussverkehr (Quelle: Bericht Wirkungsanalyse Selbst-Steuerung, ETH Zürich)

Fazit und Ausblick

Das Hauptziel, kürzere Wartezeiten für alle ohne Einbussen für den ÖV anzubieten, wurde erreicht. Die Akzeptanz, bei Rot zu warten, kann damit erhöht werden, und die Verkehrssicherheit steigt (z.B. weniger Querungen des Fussverkehrs bei Rot). Die Grünzeiten werden mit der Selbst-Steuerung effizienter genutzt. Sie hat sich bewährt und ist ein grosser Erfolg. Deshalb wurde sie beibehalten und ist seit Sommer 2020 in Betrieb. Im nächsten Schritt soll ein verkehrstechnisch komplexer Knoten mit mehr als 50 Verkehrsströme mit der SST ausgerüstet werden.

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