«Radspur» im Test für mehr Sicherheit in Basel
30 mai 2023 | Stephan Löwengut, Mobilität Basel-Stadt
Seit Anfang Oktober 2021 profitieren Velofahrende, die in der Stadt Basel vom Zentrum in Richtung Gundeldinger-Quartier oder Dreispitz-Areal unterwegs sind, von einem überbreiten Radstreifen – im Kanton Basel-Stadt als «Radspur» bezeichnet. Basel hat diese «Radspur» in einem einjährigen Verkehrsversuch erfolgreich getestet: die objektive und subjektive Verkehrssicherheit für Velofahrende konnte erhöht werden. Diese Spur soll deshalb beibehalten und der Lösungsansatz auch andernorts geprüft werden.
Diese in Basel erste «Radspur» wurde auf dem nördlichen Streckenabschnitt der Münchensteinerstrasse und auf der Münchensteinerbrücke auf einer Länge von rund 350 m markiert. Der motorisierte Verkehr wird seither auf diesem Abschnitt in einer Fahrtrichtung nur noch auf einer anstatt auf zwei Fahrspuren geführt. Velofahrende in Richtung Dreispitz-Areal müssen dadurch für das Linksabbiegen keine MIV-Fahrspur mehr vortrittsbelastet queren, sondern können vortrittsberechtigt bis zur Verzweigung vorfahren. In der vorherigen Situation war an dieser Örtlichkeit der Platz auf dem schmalen Radstreifen knapp, die Verkehrsführung und die Übersichtlichkeit waren anspruchsvoll. Velofahrende haben sich deshalb oft unsicher gefühlt.
Um die Akzeptanz und Wirksamkeit dieser neuen Massnahmen zu testen, hat die kantonale Verwaltung einen einjährigen Verkehrsversuch durchgeführt. Damit wurde evaluiert, ob mit dieser Massnahme die Verkehrssicherheit für den Veloverkehr erhöht werden kann, ohne die auf diesem Abschnitt verkehrenden Tramlinien zu behindern und ohne die im Versuchsperimeter liegenden Knoten mit Fahrzeugen des MIV zu überstauen.
Ein begleitendes Monitoring durch das Verkehrsplanungsbüro Rudolf Keller & Partner hat gezeigt, dass die angepasste Verkehrsführung alle an den Versuch gestellten Anforderungen erfüllen konnte. Im Zusammenhang mit dem Versuch wurde kein Unfall registriert und die stichprobeweisen Beobachtungen und Videoaufnahmen vor Ort zeigten, dass es kaum mehr zu kritischen Situationen zwischen den Verkehrsteilnehmenden kam. Der öffentliche Verkehr musste keine Fahrzeitverluste hinnehmen und die zeitweisen Rückstaus beim MIV, die auf die Reduktion einer Autospur zurückgehen, wiesen keine negativen Auswirkungen auf die im Versuchsperimeter liegenden Knoten auf.
Fazit und Ausblick
Das Ziel des Verkehrsversuchs, mit der in Basel bisher noch nicht umgesetzten Massnahme einer «Radspur», eine erhöhte objektive und subjektive Verkehrssicherheit für Velofahrende zu realisieren, wurde aus Sicht des Kantons erreicht. Es gingen diverse spontane Rückmeldungen zur angepassten Verkehrsführung an die Verwaltung ein, die Mehrheit davon fiel äusserst positiv aus. Die Massnahmen des auf ein Jahr beschränkten Verkehrsversuchs sollen deshalb beibehalten und in optimierter Lage als Dauermarkierungen angebracht werden. In diesem Zusammenhang steht dann auch den Fussgängerinnen und Fussgängern sowie den Velofahrenden künftig etwas mehr Platz beim Queren der Münchensteinerstrasse im Bereich der Einmündung des Hexenwegleins zur Verfügung. Da gegen die entsprechende Verkehrsanordnung seit Oktober 2022 ein Rechtsverfahren läuft, ist die Umsetzung des dauerhaft markierten Zustands noch blockiert. Die «Radspur» wird aber auch in der kantonalen Planungshilfe für den Fuss- und Veloverkehr als geeignete Massnahmen des Veloroutennetzes aufgeführt und soll andernorts auch geprüft werden.