Mobilität und Raumentwicklung
Multimodale Verkehrsdrehscheiben

Spillover-Effekte von Verkehrsdrehscheiben

2. April 2022 | Rahel Zängerle

Mit der «Erklärung von Emmenbrücke» bekräftigen im September 2021 Bund, Kantone, Städte und Gemeinden die Absicht, gemeinsam multimodale Verkehrsdrehscheiben zu planen und umzusetzen. Eine Verkehrsdrehscheibe ermöglicht das einfache und effiziente Umsteigen zwischen verschiedenen Verkehrsmitteln. Ziel dieser ist es, die Siedlungsentwicklung nach innen zu fördern. Über das Programm Agglomerationsverkehr hat der Bund in der ersten bis dritten Generation bereits 400 Millionen Franken für die Realisierung und den Ausbau von Verkehrsdrehscheiben gesprochen. Dies ist Grund genug hinzuschauen, wie solch eine Drehscheibe die unmittelbare Umgebung beeinflusst.

Bildlegende: Bahnhof Kriens Mattenhof (Rahel Zängerle)

Der Fragestellung, ob Verkehrsdrehscheiben Auswirkungen auf die Umgebung haben, ist die Masterarbeit «Spillover-Effekte von sekundären multimodalen Verkehrsdrehscheiben auf die Wohnungsmieten und die Bevölkerungszusammensetzung» nachgegangen. Der Bund unterscheidet gemäss Sachplan Verkehr, Teil Programm, zwischen fünf verschiedenen Typen von multimodalen Verkehrsdrehscheiben. Der untersuchte Typ II, die sekundäre Drehscheibe, befindet sich im urbanen Gürtel einer grösseren Agglomeration. Ausgehend vom Raumentwicklungskonzept «Transit-oriented development» wird anhand von vier Fallbeispielen – Emmenbrücke, Kriens Mattenhof, Ostermundigen und Bern Wankdorf –ermittelt, welche Effekte das Fahrplanangebot und der Zonenplan dieser Orte auf die Wohnungsmieten und die Bevölkerung haben.

Die vier untersuchten Bereiche pro Fallbeispiel (Rahel Zängerle)
Die vier untersuchten Bereiche pro Fallbeispiel (Rahel Zängerle)

Die Resultate zeigen, dass im Untersuchungsperimeter Kriens Mattenhof das Angebot des öffentlichen Verkehrs seit 2006 ausgebaut wurde und durch Zonenplananpassungen die Voraussetzungen für eine dichte und nutzungsdurchmischte Bebauung geschaffen wurde. Weiter haben sich die Wohnungsmieten erhöht. Gemäss Daten zu Mietabschlüssen hat der Median der Mieten pro m2 um 88.4 % zugenommen und beträgt seit zehn Jahren 258 bis 280 CHF/J. Die Bevölkerungszusammensetzung hat sich ebenfalls verändert. Zum Beispiel weist die Altersstruktur einen Rückgang von Kindern und Jugendlichen auf, hingegen eine Zunahme von jungen Erwachsenen (detaillierte Informationen zu allen vier Fallbeispielen s. Masterarbeit).

Das Immobilienunternehmen Mobimo ist Grundeigentümerin und Entwicklerin der Überbauung Mattenhof, welche direkt an den Bahnhof Kriens Mattenhof angrenzt und im gemeindeübergreifenden kantonalen Entwicklungsschwerpunkt LuzernSüd liegt. Gemäss Projektleiterin Claudia Siegle hat naturgemäss eine Veränderung stattgefunden: Auf dem Areal sind Wohnungen entstanden, welche im Vergleich zur vorhergehenden Nutzung und den weiteren bestehenden Bauten im Untersuchungsperimeter ein neues Angebot darstellen.

Überbauung Mattenhof (Rahel Zängerle)
Überbauung Mattenhof (Rahel Zängerle)
Geplante Arealentwicklung Pilatus Arena und Pilatus Tower direkt neben der Überbauung Mattenhof (Rahel Zängerle)
Geplante Arealentwicklung Pilatus Arena und Pilatus Tower direkt neben der Überbauung Mattenhof (Rahel Zängerle)

Der Anstieg der Mieten im Untersuchungsperimeter Kriens Mattenhof kann direkt mit Neubauten, wie der Überbauung Schweighof und Mattenhof, in Verbindung gebracht werden. Auf diesen Arealen fand eine Umnutzung von reinen Arbeitszonen in gemischte Wohn- und Arbeitszonen oder in die sogenannte «Zentrumszone» statt. Wie es der Name dieser Zone besagt, ist es die gemeinsame Absicht der Gemeinden Kriens, Horw und Luzern, in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof Kriens Mattenhof einen Ort mit Zentrumsfunktionen zu entwickeln. Gemäss Claudia Siegle lag die Motivation für den Kauf dieser Grundstücke im Potential des hervorragend erschlossenen Standortes und im gemeinsamen Willen, mit den Städten Kriens und Luzern ein attraktives Areal zu entwickeln. Der Bahnhof spielte dabei eine zentrale Rolle. Es ist attraktiv, ein Quartier direkt an einem ÖV-Knotenpunkt entwickeln, realisieren und betreiben zu können.

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